Auszug aus meinem Buch „Leichter lernen, handeln, leben. Motivation und Evolution“ S. 357/358
„Wir Menschen sind stolz darauf, über Bewusstsein zu verfügen. Unser Geist ist zum Teil weit entwickelt und bringt erstaunliche technische Leistungen hervor, aber unsere Emotionen sind noch nicht hinterhergekommen. Wir befinden uns deshalb nach meinem Verständnis im unbewussten Bewusstsein. Wir wissen, dass wir leben, dass wir wir sind und dass da andere sind, aber wir leben unser Leben auf der Grundlage unserer automatischen Reflexreaktionen. Wir sind die Reiz-Reaktions-Maschine. Unsere Schmerzen blenden unser eigentlich vorhandenes Bewusstsein, unsere Bewusstheit aus.
Wir sind so Sklave unserer selbst, unseres leidenden Selbst. Die Augen diesbezüglich geöffnet hatte mir Stephen Wolinsky mit seinem Buch „Die alltägliche Trance“.[1] Hier beschreibt er, dass wir, im Gegensatz zum üblichen Verständnis von Trance, in die wir uns erst versetzen müssen, bereits ständig in Trance sind. Wir schaffen uns diese Trancezustände in der Kindheit, damit wir die uns umgebenden Bedrohungen überleben können. Ohne diesen Selbstschutz hätten wir unsere Kindheit nicht überlebt. Aber auch unser Erwachsenenleben ist alles andere als frei von Schmerzen.
Erst seit gut hundert Jahren beschäftigen wir uns mit unserem Gefühlsleben.[2] – Nicht ganz von ungefähr gibt es wohl seit dieser Zeit auch die reformpädagogischen Ansätze. – Menschheitsgeschichtlich ist das ein nicht wahrnehmbarer Augenblick. Mancher verneint sein Gefühlsleben bis heute. Wir sollten nicht zu viel von uns verlangen. Aber auch nicht zu wenig. Wir sind nicht nur Denken, wir sind auch Fühlen. Wir dürfen uns jetzt entscheiden, ob wir in uns schwächendem Denken und Fühlen weiterleben möchten oder in uns stärkendem. Ob wir die Evolution unserer Gefühle zulassen oder nicht. Was eigentlich die Evolution unseres Bewusstseins ist, denn unsere Gefühle sind schon da. Wir nehmen sie nur nicht wahr. Wenn wir bewusst leben, spüren wir unsere emotionalen Schmerzen. Jeder, der bewusst lebt, kann nicht mehr Marionette sein.
Wenn wir unsere Gefühle zulassen und beginnen, unser Verhalten – unsere Aktionen und Reaktionen sowie die ihnen zugrundeliegenden Gefühle – bewusst zu beobachten und zu hinterfragen, beginnen wir, aus der Trance herauszukommen. Wir beginnen, uns dessen bewusst zu werden, wie wir leben, was wir mit uns machen lassen, was uns ohnmächtig macht. Auch: wie wir selbst mit den anderen Menschen umgehen. Im Zusammenspiel mit der Arbeit an unseren Schmerzen gelangen wir zunehmend in die Lage, unsere Handlungen bewusst selbst zu steuern und für uns selbst und unsere Mitmenschen angenehmer zu gestalten. Wenn wir bewusst leben, dann erledigen sich übrigens auch Schrecksekunden wie: Habe ich den Herd ausgestellt?“
[1] Stephen Wolinsky: Die alltägliche Trance. Heilungsansätze in der Quantenpsychologie. Verlag Alf Lückow. 1996.
[2] Wilhelm Wundt begründete die Psychologie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Anmerkung: Inzwischen bezeichne ich das „unbewusste Bewusstsein“ als „halbbewusstes Bewusstsein“. So unbewusst sind wir nicht. Aber wir sind nicht bewusst genug, um unser Leben so einzurichten, dass es allen gut geht.
© 2018/21 Gundula Schielicke, Stressbewältigungscoach, Lehrerin für die Transformation von Herz und Verstand, Autorin
Ich unterstütze mit meiner Arbeit Menschen, die in ihre eigene Kraft kommen möchten, um so ein erfülltes Leben im inneren Gleichgewicht führen zu können und die bereit sind, dafür sich selbst zu verändern. Ich freue mich darauf, dir mit Beratung, Coaching und meinem Onlinekurs NEUSTART dabei zu helfen. Oder auch mit meinem Buch. Innerer Frieden ermöglicht äußeren Frieden.