Die Entwicklung des Radikalismus
Die heutige Mitteilung des ndr, dass Robert Habeck befürchtet, dass die Fridays-for-Future-Bewegung nun „auch zu radikaleren Mitteln greifen könnte“, veranlasst mich zu diesen Zeilen. Denn er befürchtet das zu Recht. Wir erleben hier sehr anschaulich die Entwicklung von radikalen Einstellungen.
Die jungen Leute machen ihre Mitmenschen auf ein Problem aufmerksam. Sogar auf ein wirklich existenzielles. Einige Menschen stimmen ihnen zu, aber viele auch nicht. Und vor allem stimmen diejenigen nicht zu, die für die gesamte Gesellschaft etwas verändern könnten. Es folgen keine Taten. Kaum. Auf jeden Fall zu wenig. Wir machen weiter wie bisher. Das existenzielle Problem wird nicht angegangen. Die jungen Menschen machen die Erfahrung: was wir zu sagen haben, interessiert keinen. Nicht einmal in einem solch überlebenswichtigen Fall.
Immer wenn unsere Meinung nicht gehört wird, unsere Bedürfnisse nicht beachtet werden, wirkt das auf uns bedrohlich. Weil jeder Einzelne Teil des Ganzen ist und allein nicht überleben kann. Wir fühlen, dass unser Leben bedroht ist. Wir haben Existenzangst. Wir müssen deshalb die andere Seite unbedingt von unserer Meinung überzeugen. Es ist für uns überlebenswichtig. Wenn unser Kommunikationspartner uns nicht hört, greifen wir zu radikaleren Mitteln. Damit muss es doch klappen. Und wenn auch das nichts nützt, schlagen wir letzten Endes aus Enttäuschung und Verzweiflung einfach nur noch blind um uns und vernichten alles, was uns in den Weg kommt. Je bedrohter wir uns fühlen, desto uns abgrenzender, aggressiver, radikaler werden wir.
Den Kampf gegen unser eigentliches Sein, gegen unsere tatsächlichen Bedürfnisse können wir nur verlieren. Wie oft hören wir einander nicht zu. Wie oft tun wir die Ängste und Befürchtungen unserer Mitmenschen als unwesentlich ab. Die Meinung anderer Menschen wollen wir gar nicht wissen. Damit legen wir immer wieder die Saat für Radikalismus. Gerade in den letzten Jahren hat sich unsere Gesellschaft radikalisiert. Für mich ist das bei diesem Verhalten nicht überraschend. Von Demokratie sind wir deshalb weit entfernt. Wir wollen demokratisch sein, sind es aber nicht. Wir können einander nicht zuhören. Wir können unsere Meinungen nicht sachlich-empathisch miteinander diskutieren. Wir müssten es lernen. Wir können es lernen. Wenn wir bereit dafür sind. Über all diese Dinge schreibe ich auch in meinem Buch. Weil es auch mich bewegt, wie wir miteinander umgehen und uns gegenseitig zerstören. Und nicht nur uns selbst, sondern auch unsere Umwelt.
Um diesen Artikel positiv enden zu lassen, will ich noch diesen Gedanken anfügen: Wir gehen immer davon aus, dass die anderen etwas tun müssten, um etwas zu verändern. Das ist durchaus nicht falsch, nützt uns aber in unserem momentanen Zustand nicht viel. Es gibt Menschen, die die Zeichen der Zeit verstanden haben und selbst anders leben. Es gibt auch viele Organisationen, die bereits jetzt etwas für den Umwelt- und Klimaschutz tun. Es gibt also die anderen, die etwas tun. Aber das reicht nicht. Wenn die Mehrheit der Menschen zerstörerisch handelt, setzt sich die Zerstörung durch.
Es wäre also Folgendes anzuraten: Wenn wir denken, ES müsste etwas anders werden, dann fangen wir doch erst einmal bei uns selbst an und gehören so zu den Menschen, die etwas tun. Je mehr Menschen dies tun, um so mehr wird sich zum Besseren verändern. Das ist der einzige Weg, der uns bleibt. Den wir aber haben. Wir müssen ihn nur gehen. Zu unserem eigenen Wohl und zum Wohle aller.
Und weil wir bald Weihnachten feiern: Der Heiland ist geboren. Der Retter ist da. Nein. Hier wird niemand gerettet. Da muss schon jeder selber ran. Wie wenig wir gerettet sind, wird gerade in dieser Zeit sehr deutlich. Ich glaube auch nicht, dass Jesus so anmaßend war und das von sich selbst behauptet hat. Es ist der menschliche Wunsch nach einem menschenwürdigen Leben und die Verlagerung unserer Macht nach außen was uns das hat glauben lassen. Die anderen können etwas ändern, ich nicht. Jeder Einzelne ist Teil des großen Ganzen. Jeder Einzelne sollte sich seiner eigenen Kraft und Macht bewusst werden. Seiner konstruktiven Kraft und Macht. Dann können wir uns auch retten. Zu unserem eigenen Wohl und zum Wohle aller.
© 2019 Gundula Schielicke, Stressbewältigungscoach, Lehrerin für die Transformation von Herz und Verstand, Autorin
Ich unterstütze mit meiner Arbeit Menschen, die in ihre eigene Kraft kommen möchten, um so ein erfülltes Leben im inneren Gleichgewicht führen zu können und die bereit sind, dafür in sich selbst etwas zu verändern. Ich freue mich darauf, dir mit Beratung, Coaching und meinem Onlinekurs NEUSTART dabei zu helfen. Oder auch mit meinem Buch. Innerer Frieden ermöglicht äußeren Frieden. Liebevolle Gefühle ermöglichen Frieden.