Brauchen wir eine Identität?

08. Juni 2018 | Gundula Schielicke

„Wären wir nicht glücklicher, wenn wir nicht nach einer Identität streben würden?“ – mit dieser für mich sehr interessanten Fragestellung begann der Moderator eine Podiumsdiskussion zum Thema „Identität“ der christlichen Studentenvereinigung SMD der Universität Potsdam, zu der ich als Coach neben einem philosophierenden Arzt und Psychologen sowie einem Theologen eingeladen worden war. https://hochschul-smd.org/potsdam/was-wir-wollen/semesterprogramm/06-06-podiumsdiskussion-identitaet/

Für mich ist die Antwort auf diese Frage ein klares Nein. Denn: Wir leben bereits ohne Identität. Das ist zwar überspitzt gesagt, enthält aber einen wahren Kern. Wenn wir in die Geschichte sehen, dann gab es verhältnismäßig immer nur wenige Menschen, die sich eine Identität zugestanden hatten. Auch: denen eine Identität zugestanden wurde. Die Mehrheit war Masse und ist entweder den Ideen der Menschen mit Identität nachgelaufen oder hat diese bekämpft. Glücklich hat dieses Verhalten kaum jemanden gemacht. Es hat im Gegenteil viel Unglück und Leid gebracht.

Die Masse hatte auch gar keine Zeit und Muße für Identität. Sie musste sich mit harter Lohnarbeit ihre Existenz sichern. Erst jetzt, da wir unsere Lebensverhältnisse für uns leichter gestalten können, beginnen immer mehr Menschen darüber nachzudenken, wer sie eigentlich sind. Immer mehr, aber längst nicht alle. Nach wie vor sind die meisten Menschen mit der Aufrechterhaltung ihrer Existenz beschäftigt. Die Freude an tiefschürfenden Gedanken hält sich bei vielen in Grenzen. Die Freude am Leben und damit ein Glücksempfinden hält sich bei den meisten von uns sehr in Grenzen.

Aber es gibt die Menschen, die nicht mehr nur kleines Rädchen im großen Getriebe sein wollen. Die sich fragen, wer sie eigentlich sind und wie sie glücklich leben können. Für mich hängt genau dieses miteinander zusammen. Wenn wir wissen, wer wir sind und wenn wir dieses leben, empfinden wir Glück. Wenn wir unsere Identität gefunden haben, sind wir glücklich.

Wir müssen dann auch keine Kämpfe und Kriege mehr gegen Andersdenkende und Andersseiende führen. Wir müssen uns dann nicht mehr mit aller Gewalt gegen die anderen durchsetzen. Wir gehen unseren Weg völlig unabhängig davon, was die anderen darüber denken und was sie tun. Wir gehen unseren Weg sanft und klar. Wir bekommen dann auch die Bedürfnisse der anderen ins Blickfeld, wenn wir beginnen, unsere eigenen Bedürfnisse zu beachten. Unsere Identität, das, was wir sind, zeigt sich zuallererst in dem, was wir brauchen und möchten. In dem, was uns glücklich macht.

Wenn es uns allerdings glücklich macht, wenn wir anderen Leid zufügen, dann haben wir im Laufe unseres Lebens starke emotionale Verletzungen erlitten. Dann sollten wir uns davon nicht leiten lassen. Sondern davon:

Alles, was wir tun, muss uns selbst und anderen gut tun.

Es sollte uns und ihnen zumindest keinen Schaden zufügen.

Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Wenn wir keine Identität hätten, könnten wir ohne sie glücklich sein. Wir haben aber eine Identität. Wir spüren unser Ich, unsere Wünsche, unsere Träume. Diese müssen wir leben. Nur dann sind wir wirklich glücklich. Wir sind dann auch noch mehr: Wir sind dann friedfertige Menschen. Ist es nicht unser größtes Glück, wenn wir alle friedlich miteinander leben?

© 2018 Gundula Schielicke, Transformationscoach

Ich unterstütze mit meiner Arbeit Menschen, die ihren inneren Frieden finden und damit ein glückliches und erfülltes Leben führen möchten und die bereit sind, dafür sich selbst zu verändern. Ich freue mich darauf, dir mit Beratung, Coaching, meinem Onlinekurs NEUSTART und mit meinem Buch dabei zu helfen.

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