Aus unserer Lebenserfahrung wissen wir alle, dass Männer und Frauen unterschiedlich kommunizieren und auch unterschiedliche Kommunikationsbedürfnisse haben. Bei Männern hört die Kommunikation da auf, wo sie bei Frauen erst richtig anfängt. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
Frauen reden und Männer schweigen. Wenn wir uns überlegen, was wir eigentlich mit den Begriffen von „männlich“ und „weiblich“ verbinden, dann stellen wir fest, dass es genau das Gegenteil davon ist. Unter „männlich“ verstehen wir „handeln, vorwärtsgehen, Kraft“. Wenn jemand mit der Faust auf den Tisch haut, dann handelt er „wie ein Mann“. Unter „weiblich“ verstehen wir „sich zurücknehmen, sanft sein, still sein“. Es liegt der Gedanke nahe, dass sich diese Kommunikation entwickelt hat, damit die Natur auch hier wieder ihren Ausgleich findet. Irgendwann müssen sich auch mal die Frauen bemerkbar machen und die Männer nichts tun. Geht es uns gut dabei? Nicht wirklich.
Wir können auch hier innehalten und im ersten Schritt unsere unterschiedlichen Bedürfnisse zunächst einfach akzeptieren. Im zweiten Schritt wäre es sinnvoll, hier wieder unsere Entwicklungsaufgaben zu sehen und uns einander anzunähern. Die Balance des Lebens zu leben. Frauen tut es nämlich auch gut, wenn sie es lernen, etwas einfach mal auf sich beruhen zu lassen. Männer täten gut daran, doch mal ein wenig mehr über sich zu reden und nicht alles in sich hineinzufressen. Dann hätten sie auch eine längere Lebenszeit. Das ist jedenfalls meine Theorie. Aber ich bin damit nicht allein.
Neben anderen, hier nicht wesentlichen Eigenschaften sind die oben beschriebenen Verhaltensweisen mit dem Begriff „männliches und weibliches Prinzip“ der fernöstlichen Weisheitslehren gemeint. Yin und Yang. Reden ist männlich, aktiv (Handeln, Yang) und Schweigen weiblich, passiv (Geschehenlassen, Yin). Wir können uns mit den anderen Menschen durch Gespräche (männlich), aber auch durch Schweigen (weiblich) verbinden. Ebenso wie wir uns durch Gespräche und durch Schweigen voneinander abgrenzen können. Letzteres ist das, was wir meistens tun. Wir kämpfen und wir flüchten. Kampf ist männlich (Handeln) und Flucht ist weiblich (Geschehenlassen).
Handeln aus Angst ist Kampf und Zerstörung.
Geschehenlassen aus Angst ist Flucht.
Handeln aus Liebe ist Aufbau und Kooperation.
Geschehenlassen aus Liebe ist Verstehen.
Aber ohne Kampf ist man doch kein Mann, nicht wahr? So manche Frau findet das Kämpfen auch ganz gut. Wir wollen ja emanzipiert sein. Zu Beginn unseres Menschseins mussten die Männer in den Kampf ziehen, um die Horde zu ernähren oder zu verteidigen. Kampf ums Dasein. Wir können weiterhin so leben. Wir Frauen können jetzt auch ganz männlich mitkämpfen.
Wir dürfen jetzt aber auch umdenken: Es geht um das Leben der Ganzheit von männlichen und weiblichen Eigenschaften. Wir dürfen uns als Männer und Frauen in Harmonie im Außen ergänzen.
Wir haben auch beides in uns und beides will leben. Wir haben eine männliche und eine weibliche Seite in uns. Nur wenn wir diese beiden Seiten leben, sind wir im inneren Gleichgewicht. Wir haben das Bedürfnis nach beidem. Aber das wissen wir nicht mehr. Das wollen wir auch nicht wissen. Unsere Natur macht uns Angst.
Angst verengt unser Leben. Liebe weitet es. Angst ist destruktiv. Auch die Liebe kann zerstören. Doch das, was da zerstört wird, ist es wert, zerstört zu werden.
Liebe zerstört, was uns schadet.
Angst zerstört, was uns nützt.
Wenn wir unsere Angst auflösen, können wir aus unserer inneren Verankerung und Harmonie heraus sowohl handeln sowie wertschätzend und liebevoll miteinander kommunizieren, als auch geschehen lassen. Je nach Situation.
Die höchste Form unseres Menschseins ist
das Handeln in Liebe und
das Geschehenlassen in Liebe.
Bis wir dahin gelangen, bedarf es allerdings noch einiger Übung. Wenden wir uns wieder unserer momentanen Realität zu.
Auszug aus meinem Buch „Leichter lernen, handeln, leben. Motivation und Evolution“ S. 138 – 140
Von der Natur lernen. Natürliche Prozesse zulassen.